Faces am Bett

Unterwegs als Gast in der eigenen Stadt

Ende Mai hatte ich mich spontan entschlossen das Angebot „Gast in der eigenen Stadt“ des neuen Légère Hotel Tuttlingen in Anspruch zu nehmen und buchte dies für das zweite Juni-Wochenende. Um den Zeitpunkt des Check-ins zeitlich etwas flexibler zu gestalten, sollte man im Hotel seine Kreditkartendaten hinterlegen. Da ich am folgenden Freitagabend Currywurstgelüste hatte und mir zwei Tage zuvor die Currywurst der hauseigenen Bar empfohlen wurde, erledigte ich dies in einem Aufwasch. Kreditkartendaten hinterlegen, Currywurst verkosten und den Renault Twizy zu reservieren, der im Hotelangebot inkludiert war.

Fußgängerzone Tuttlingen
Fußgängerzone Tuttlingen

Letzten Samstag war es dann soweit, wir packten unser Köfferchen und machten uns um die Mittagszeit per Spielmobil auf den Weg, um die 1,2 km zum Hotel zu absolvieren. Der früheste Check-in war mit 15 Uhr angegeben, deshalb parkte ich das Spielmobil vor dem Hotel und wir unternahmen wie geplant eine Stadttour bei herrlichem Sonnenschein. Dort fiel mir wieder einmal auf, dass Tuttlingen durchaus einiges zu bieten hat – sieht man einmal von der Infrastruktur der Fußgängerzone ab. Wie dem auch sei, wir sind durch die Stadt geschlendert, haben den Donaupark besucht, sind tratschend bei Bier und Limonade in der Sonne gesessen. Einfach den Tag genießen, war das angestrebte Motto. Um kurz nach vier Uhr machten wir uns auf den Weg zurück zum Hotel.

Der Check-in ging reibungslos über die Bühne und die beiden Damen am Empfang waren sehr nett und bemüht meine Fragen zum Angebot zu beantworten. Vermisst habe ich eine kleine Einweisung in das Hotel. Es gab keinerlei Broschüre oder Infomaterial, über Einrichtungen oder Angebote, die das Hotel den Gästen bietet. Der oben angesprochene Renault Twizy wurde mir auf Nachfrage für 17 Uhr bestätigt, worauf wir direkt ins Zimmer gingen.

Gallery-Zimmer
Gallery-Zimmer

Gebucht war das Gallery-Zimmer, welches auch das größte im Hotel ist. Das 28qm große Zimmer mit geschlossenem Bad inkl. Regenschauerdusche und Badewanne, Kingsize-Bett, Klimaanlage, 40“ Flachbild-Fernseher, kostenlosem WiFi, kostenloser alkoholfreier Minibar, Nespresso Kaffeemaschine, und vielem mehr, gefiel mir optisch sehr gut. Nur die Anordnung des separaten WCs fand ich etwas gewöhnungsbedürftig, denn zum Händewaschen muss nach dem Geschäft doch wieder das Bad aufgesucht werden. Aber ansonsten, Daumen hoch… gut gemacht. Allerdings vermisste ich im Zimmer ebenfalls die Informationen und Angebote vom Hotel, sowie von der Stadt. Es war nur einen Block im Format DIN-A 5, sowie einen Kugelschreiber vorhanden. Hier besteht definitiv Handlungsbedarf. Außerdem konnte ich nirgends im Zimmer das Bügeleisen mit dem Bügelbrett finden.

Der Mobilfunkempfang im Hotelgebäude ist zwar vorhanden, aber leider nicht wirklich prickelnd. Zur Folge hat dies, dass die mobile Internetverbindung kaum nutzbar ist. Aber das ist nicht schlimm, denn es gibt kostenloses WLAN. Dies funktionierte nach kleinen Anlaufschwierigkeiten wunderbar und war recht flott. Was dann kam, war eher unschön. Wir wollten mit dem Renault Twizy den geplanten Ausflug unternehmen, erfuhren jedoch an der Rezeption, dass das Fahrzeug gar nicht im Hause sei. Der Hoteldirektor habe ihn mitgenommen und man könne diesen leider nicht erreichen. Ich weiß jetzt nicht, ob das so stimmt, denn am nächsten Tag wurde mir eine andere Geschichte aufgetischt. Trotzdem, so etwas geht gar nicht. Wenn einem Gast solch eine im Preis inbegriffene Option offeriert wird, dann sollte diese nutzbar sein. Erschwerend kam hinzu, dass man mir bei meinem WLAN-Problem nicht helfen konnte. Der zuständige Ansprechpartner sei nicht im Haus und kann – wer hätte das gedacht – nicht erreicht werden. Kommunikation galore!

Auf den Hoteldirektor war ich ungefähr fünf Minuten sauer, andererseits jedoch froh, dass wir das Spielmobil dabei hatten. So unternahm ich mit meiner Frau eine kleine sonnige Landkreis-Tour ohne Dach, bei der aller Ärger schnell verflog. Es bringt ja auch nichts, wenn man sich unnötig aufregt. Und als wir wieder im Hotel ankamen funktionierte auf einmal das WLAN. Herrlich.

Bistecca Siciliana
Bistecca Siciliana

Das Abendessen nahmen wir nicht im Hotel ein, denn das Konzept sieht vor, dass es nur Kleinigkeiten im Hause zu Essen gibt. Ziel ist wohl, die umliegenden Gastronomien nicht mit weiterer Konkurrenz zu belasten. Diese Haltung finde ich sehr positiv, denn so wird der Gast automatisch in die Stadt geführt, um diese zu entdecken. Da das Restaurant in der neuen Stadthalle seit einiger Zeit von einem neuen Betreiber bewirtet wird, entschieden wir uns dieses zu testen. Eine gute Entscheidung, denn bei Kummerländers Mundart vom Feinsten dinierten wir hervorragend und wurden bestens bedient. Das Essen war hervoragend, der Service unendlich aufmerksam und der Preis absolut in Ordnung. Kurzum, es gab nichts zu beanstanden. Ähnlich erging es letztes Wochenende bereits Manuela und ich kann nur hoffen, dass der Betreiber diesen Level an Qualität bei Essen und Service halten kann.

Whiskey Sour
Whiskey Sour

Nach einem üppigen Abendmahl stand der Besuch in der hoteleigenen Bar & Lounge Faces auf dem Programm. Dort erwartete uns der Welcome-Drink vom Hotel. Endlich eine toll eingerichtete Location, in der man gute Cocktails serviert bekommt. Die Whisky-Karte ist zwar nicht allzu groß, aber durchaus ausreichend. Es sollte niemandem schwerfallen sich hier einen guten Schluck zu gönnen und bei Bedarf eine Zigarre in der Raucherlounge zu genießen. Eine wahre Bereicherung für die Stadt. Wir saßen an diesem Abend in unmittelbarer Kassennähe an der Bar und vernahmen hier ebenfalls einige interne Kommunikationsprobleme, auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte. Für uns war der Barbesuch eine runde Sache, wir waren zufrieden.

Frühstücks-Buffet
Frühstücks-Buffet

Geschlafen hatte ich in dem Hotelbett sehr gut. Es hatte die richtige Härte, war jedoch leider ein wenig zu kurz. Dieses Problem habe ich jedoch sehr oft, wenn ich auswärts übernachte. Nach einer ausgiebigen Regenschauerdusche nahmen wir das Langschläferfrühstück in Anspruch, das bis 12 Uhr in Buffetform bereit steht. Dieses wurde permanent aufgefüllt, war sehr abwechslungsreich abgestimmt und kann durchaus empfohlen werden. Externe Gäste können dieses Angebot für € 15,– beanspruchen, was ich Zukunft sicherlich öfter machen werde. Nach dem Frühstück stand ein sonniger Donauspaziergang auf dem Programm, um anschließend die große Badewanne des Zimmers auszuprobieren. Da schlug jedoch das Kommunikationsproblem wieder zu, denn unmittelbar vor meinem Gang in die Badewanne erreichte uns ein Anruf der Rezeption. Man wollte wissen, wann wir auschecken werden. Dass wir das Hotel um ca. 16 Uhr verlassen, hatten wir dort bereits am Tag zuvor mitgeteilt. Davon wusste man an der Rezeption inzwischen allerdings ebenso wenig, wie von dem Angebot, das Zimmer bis 18 Uhr nutzen zu können. Wie dem auch sei, die Badewanne war sehr gemütlich und die bereitgestellten Produkte von Rituals Cosmetics haben mir sehr gut gefallen.

Der Check-out verlief fast reibungslos. Allerdings hatte am Tag zuvor irgendjemand ein Hirsch Pils (ausgerechnet ein Bier mit Geweih!) auf unsere Zimmernummer an der Bar getrunken, während wir mit dem Spielmobil unterwegs waren. So etwas kann nur passieren, wenn niemand die Angaben kontrolliert. Selbst beim Frühstück mussten wir keine Zimmernummer angeben. Das Bier wurde problemlos aus der Rechnung storniert und wir verließen das Hotel, um einen weiteren Ausflug mit dem Spielmobil zu unternehmen.

Der Hotelaufenthalt hat mir sehr gut gefallen. Was wirklich stört, sind jedoch die Kleinigkeiten, die richtig guten Service ausmachen. Und da wir in einem Vier-Sterne-Hotel residierten, kann ich genau diesen richtig guten Service erwarten. Mag sein, dass sich das gesamte Team erst noch einspielen muss, allerdings ist das Hotel bereits seit April geöffnet. Den Gast sollte man mit solchen Problemen jedoch nicht belasten, denn das bezahlte Geld gibt es nur in bester Qualität. Dem Management kann ich nur empfehlen einen Blick auf die interne Kommunikation zu werfen und dafür zu sorgen, dass Hotelinformationen – und bestenfalls auch welche über die Stadt – für die Gäste bereit liegen. Wären wir nicht ortskundig gewesen, hätten wir mit Sicherheit Probleme bei den Ausflügen und den lokalen Örtlichkeiten bekommen.

Trotz der kleinlichen aber angebrachten Kritik empfanden wir den Aufenthalt im Légère Hotel Tuttlingen als einen schönen und genussvollen Wochenendausflug, den ich jedem Tuttlinger empfehlen möchte. Allerdings nur, wenn man dazu bereit ist, die eigene Stadt aus den Augen eines Touristen zu sehen.

Weitere Bilder zum Ausflug findet man auf Flickr.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Unterwegs als Gast in der eigenen Stadt“

  1. […] mein Kumpel Jay hat hier schon mal genächtigt und berichtet hier […]

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