Seit Edward Joseph Snowden einen Teil seiner „gesammelten“ Informationen veröffentlicht hat, ist das Thema Verschlüsselung in aller Munde. Wirklich Bescheid wissen tun aber die wenigsten. Dies erkennt man sehr schnell, wenn man themenbezogenen Gesprächen lauscht, in denen meist mit Halbwissen und Stammtischparolen geprahlt wird. Als Experte auf dem Gebiet möchte ich mich nicht bezeichnen, aber ich kenne mich doch recht gut aus. Und weil sich diese ganze Snowden-Geschichte morgen jährt, gab es wohl gestern auch den passenden Vortrag im Hochschulcampus Tuttlingen der Hochschule Furtwangen HFU, den ich mit Herrn Meier besucht hatte.
Prof. Dr. Olaf Neiße, „richtiger“ Mathematiker und Dozent der Hochschule Furtwangen, gab sich beim Open Campus die Ehre und referierte zum Thema „Hilft verschlüsseln wirklich? Fluch und Segen digitaler Kommunikation“. Es war ein interessanter Vortrag, in dem den 56 Teilnehmern auf sehr einfache und verständliche Weise erklärt wurde, wer überhaupt verschlüsselt, wie das Verschlüsseln funktioniert, wie man sich ausweist und ob das verschlüsseln wirklich hilft.
Wirklich viel Neues habe ich bei dem Vortag zwar nicht erfahren, aber interessant war es allemal. Ob das Verschlüsseln wirklich hilft, konnte jedoch nicht so wirklich geklärt werden. Denn Verschlüsselung hilft nur, wenn sie richtig umgesetzt wird und hier liegt meist der Hase im Pfeffer. Eine halblebig implementierte Verschlüsselung kann allerdings auch helfen, hauptsächlich dem Man In The Middle (a.k.a. Nick Steve Anderson), also demjenigen, der die „verschlüsselten“ Daten einsehen möchte, während sich der Anwender in Sicherheit wiegt.
Es wurde auch viel über Vertrauen gesprochen. Vertrauen in Technik, Anbieter usw., sowie in sich selbst (Passwortwahl, Handhabung, etc.). Sieht man sich die Vorgehensweise der deutschen Bundesregierung inkl. der Generalbundesanwaltschaft zu der von Snowden aufgedeckten globalen Überwachungs- und Spionageaffäre an, dann kann man wohl sagen, dass diese Institutionen auf voller Linie versagt haben. Sascha Lobo bezeichnet Deutschland zu Recht als Digitally Failed State. Und wäre es nicht ans Licht gekommen, dass das Smartphone unserer Bundesmerkelin von Nick Steve Anderson abgehört wurde, dann würde Generalbundesanwalt Harald Range wahrscheinlich immer noch untätig die Eier schaukeln. Soviel zum Vertrauen. Schöne neue Welt 2.0.
Da sich unsere Bundesregierung lieber wegduckt und versucht die Sache auszusitzen, anstatt sich aufrecht und schützend vor seine Bürger zu stellen, Rückgrat zu zeigen und die Ausspäher in die Schranken zu weisen, ist es wichtiger denn je, sich über sichere Kommunikation zu informieren. Macht das bitte.
Danke an Prof. Dr. Olaf Neiße für den tollen Vortrag.
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