Eigentlich wollte ich keinen Beitrag über Swarm von Foursquare und die daraus resultierenden Änderungen schreiben, aber was mir in den letzten Wochen von vielen Seiten zu Ohren kam, geht teilweise auf keine Kuhhaut.
Nein, ich fand es auch nicht toll, dass Foursquare mit Einführung der Swarm-App den Checkin ausgelagert, sowie die Badges, Mayorships und Punkte gestrichen hat. Dafür gibt es jetzt aber die Sticker… entzückend. Was mich aber viel mehr gestört hat, war die dilettantische Umsetzung der Übergangszeit mit Bugs jenseits von Gut und Böse in der Swarm-App. Inzwischen funktionieren das Zusammenspiel beider Apps recht gut. Leider wird man beim Check-in direkt an einem Ort markiert, möchte man jedoch an einer anderen Location einchecken, muss man erst die Venueliste aufrufen und verbraucht viel Zeit. Außerdem werden keine interessanten Orte oder Tipps in der Nähe angezeigt, wie man es aus der Foursquare-App kennt. Eine Funktion, die aber sicherlich bald wieder zur Verfügung stehen wird, denn sonst wird es nichts werden mit dem Geld verdienen.
Und hier sind wir beim hauptsächlichen Punkt: Foursquare benötigt Einnahmen und eine schneller wachsende Nutzeranzahl. Aus meiner Sicht ist das der Grund, warum die Check-in-Funktion in eine neue App ausgelagert wurde und ehrlich gesagt, ich hätte es nicht anders gemacht. Nur hätte ich keine neue Marke bzw. keinen neuen App-Namen ins Leben gerufen, sondern die ursprüngliche Foursquare App mit vollem Funktionsumfang als Check-in App umbenannt und eine neue Foursquare Explorer-App ohne Check-in-Funktion in die Stores gestellt. Die Umstellung von Badges auf Sticker, globale auf freundschaftsbasierte Mayorships und den Wegfall der Punkte hätte man dann Schritt für Schritt gestalten können – und Schwupps, wäre das Geschrei bei weitem nicht so groß gewesen. Aber hinterher kann man eben immer alles besser wissen.
Aber warum überhaupt eine App ohne Check-in-Funktion?
Foursquare hat aufgrund der Check-in-Nutzer mit Abstand die aktuellste Ort-Datenbank. Da kann weder Yelp, Google, Facebook und wie sie noch alle heißen mithalten. Deshalb bietet es sich an, den Nutzern die nicht einchecken wollen (und das sind extrem viele!), eine App zu liefern, mit der sie Orte in der Nähe finden, Listen verwalten, ja sogar ganze Trips planen können. Dumm nur, das so ungeschickt zu machen, dass genau diese User verärgert werden, die die Datenbank pflegen.
Foursquare wird es aber überleben, denn aus den neuen Explorer-Nutzern werden auch neue Check-in-Nutzer a.k.a. Swarm-Nutzer entstehen. Und genau das ist es, was Foursquare benötigt: aktive Nutzer in beiden Lagern. Die Umstellung war zwar nicht elegant gelöst, wird aber ziemlich sicher zum Erfolg führen. Schließlich kann man bei Änderungen nicht jeden Nutzer fragen, ob er mit den Änderungen einverstanden ist. Foursquare wird sich sicherlich etwas dabei gedacht haben und ich gehe schwer davon aus, dass es keine Schnellschussaktion war und große Werbepartner mit einbezogen wurden. Hinzu kommt, dass es momentan keine nennenswerte Alternative für Check-in-Nutzer gibt.
Die Zukunft des Check-in
Selbst habe ich seit der Umstellung ebenfalls weniger eingecheckt, was jedoch hauptsächlich an den Fehlern der App lag. Inzwischen hat sich das jedoch wieder auf das normale Niveau eingependelt. Bis auf die oben angesprochenen Punkte finde ich die App sogar übersichtlicher, insbesondere bei der Anzeige wo sich meine Freunde in der Nähe befinden. Die Funktion der Pläne hat ebenfalls seinen Reiz und wer nichts zu verbergen hat, kann die Umgebung-Teilen-Funktion (neighborhood sharing / mehr dazu bei allesfoursquare) aktivieren und sich schon einmal auf die Check-ins der Zukunft einstellen. Denn darauf müssen wir uns gefasst machen, durch den Einsatz neuer Technologien wird es die Check-ins so wie wir sie momentan kennen, bald nicht mehr geben. Foursquare hat darüber auch schon einmal philosophiert, ich finde nur gerade den Link nicht mehr.
Das Gejammer der beleidigten Leberwürste
Inzwischen kenne ich einige Nutzer, denen Swarm nicht gefällt und einen alternativen Dienst für Check-ins suchen, die Foursquare bisher bot. Gefunden wurde von ihnen anscheinend noch keine. Ebenfalls sind mir Nutzer bekannt, die Swarm und Foursquare komplett deinstalliert haben und sich auf andere Aktivitäten konzentrieren. Und dann gibt es noch Nutzer wie ich, die einfach mal warten, was auf sie zukommt und wie sich die Apps weiterentwickeln. Ich habe die Einstellung von Gowalla überlebt, also werde ich auch die Änderungen bei Foursquare und Swarm überleben, denn manchmal kann es sehr erfrischend sein, wenn sich etwas verändert.
Mit diesem Neuen scheinen jedoch einige Nutzer – ich nenne sie hier die beleidigten Leberwürste – ein Problem zu haben, denn sie meckern was das Zeug hält, werfen negative Bewertungen in die App-Stores dieser Welt und sind nicht in der Lage konstruktiv zu diskutieren. Hinterfragt man die Aussagen dieser Nutzer merkt man sehr schnell, dass sich deren Aussagen auf Vermutungen und ersten Eindrücken der App beziehen, ohne diese richtig erkundet zu haben. Deshalb empfehle ich einfach mal ganz frech: anstatt permanent rumzutrollen, die App einfach mal richtig ausprobieren, oder sich mit anderen Nutzern offen austauschen, so wie ich es mit einigen Freunden vor Ort gemacht habe. Egomane Anwandlungen bringen einen in solchen Fällen ebenso wenig weiter, wie selbsternannte Datenschutzevangelisten mit Halbwissen, die standortbezogene soziale Netzwerke nutzen.
Und jetzt?
Foursquare ist ein gewinnorientiertes Unternehmen und wer Zeit in die Bearbeitung von Orten, die Erstellung von Listen und das Hinzufügen von Tipps steckt, muss sich darüber im Klaren sein, dass er kostenlosen Content für dieses erstellt. Ein Anspruch auf Funktionalitäterhalt besteht nicht und wenn wir ehrlich sind, haben wir solche gravierenden Änderungen bereits bei vielen anderen Online-Diensten erlebt. Warum sich also aufregen, die Welt wird sich weiterdrehen und wenn morgen Google einen weiteren geliebten und nützlichen Dienst einstellt, Facebook wieder einmal die Chronik umstellt, oder Twitter die maximale Zeichenlänge erhöht, werden wir das auch überleben.
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