Einsatzstelle Weimarstraße

Das stromlose Weihnachtsabenteuer in Tuttlingen

Ein längerer Stromausfall ist nicht lustig, vor allem nicht an Weihnachten, während die Gans im Ofen brät. So geschehen am ersten Weihnachtsfeiertag in Tuttlingen: Fast vier Stunden Abenteuer in zwei Akten.

Eigentlich kann ich gar nicht mehr sagen, wann ich das letzte Mal einen wirklichen Stromausfall in Deutschland erlebt habe. Also vor dem letzten Freitag, als um ca. 15.40 Uhr plötzlich Fernseher, Router und all die anderen schönen technischen Spielzeuge den Betrieb einstellten. Naja dachte ich, der Strom kommt ja sicherlich gleich wieder. Nach ca. zehn Minuten machte ich mir dann erstmals Gedanken um die Weihnachtsgans, die noch gar nicht so lange im Backofen garte.

Je länger der Strom weg war, umso mehr hörte man vor dem Haus Stimmen. Die Nachbarn waren auf der Gass, unterhielten sich über den fehlenden Strom und diskutierten was zu tun sei. Als nach ca. 45 stromlosen Minuten plötzlich wieder alles funktionierte und die Gans im Ofen offensichtlich keinen Schaden genommen hatte, war alles wieder gut und fast schon wieder vergessen.

Blick von der Ruine Honberg auf das stromlose Tuttlingen
Blick von der Ruine Honberg auf das stromlose Tuttlingen via Thetanaut

Um ca. 16.45 Uhr war der Strom dann plötzlich wieder weg und nach einiger Zeit kam mir unweigerlich ein Buch in den Sinn, welches ich vor einem halben Jahr gelesen habe. Blackout lautet der Titel von Marc Elsbergs Thriller, in dem in ganz Europa die Stromnetze zusammenbrechen. Und zwar nicht nur für ein paar Minuten oder Stunden, sondern für mehrere Tage. Ein Szenario das niemand erleben möchte, über das man aber durchaus informiert sein sollte.

In der Zwischenzeit war es dann klar, dass die Situation nicht nur meine Wohngegend betraf, sondern die ganze Stadt. Und das wollte ich mir von oben ansehen, denn es war bereits dunkel. Also rein ins Auto, auf den Honberg gekurvt und dort erwartete mich eine fast lichterlose Aussicht. Keine Straßenbeleuchtung, nur einige notstrombetriebene Gebäude und ein paar Blaulichter. Das war schon irgendwie spooky, aber auch irgendwie schön. Danach gab es noch eine kleine Rundfahrt durch die Stadt, inklusive Besuch am Ort der Ursache des Stromausfalls. Nach einem technischen Defekt hatte es einen Brand in einem Umspannwerk gegeben.

Einsatzstelle Weimarstraße
Einsatzstelle Weimarstraße

Um ca. 19.25 Uhr zeichnete es sich sichtbar ab, dass der Strom wieder partiell in der Stadt zugeschaltet wird und so fuhr ich gemütlich nach Hause, wo der Spuk dann ein glückliches Ende fand. Die Gans konnte fertig gebraten werden und schmeckte auch zu später Stunde vorzüglich.

Letztendlich ist es den ca. 200 Einsatzkräften und den Technikern der Stadtwerke Tuttlingen zu verdanken, dass das Problem in nicht einmal vier Stunden in den Griff bekommen wurde. Da kann man schon einmal den Hut ziehen und Danke sagen. Das hätte auch anders laufen können.

Während meines kleinen Abenteuers hatte ich recht viel getwittert und mit anderen Betroffenen und Bekannten kommuniziert. In einer Interview-Anfrage des SWR1 Baden-Württemberg tags darauf wurde mein Umgang mit der Situation als sehr kreativ bezeichnet und die Gans im Ofen wurde auch erwähnt. Dieses Interview habe ich jedoch abgelehnt, da ich diesen zweiten Weihnachtsfeiertag in Ruhe bei meiner Mutter verbracht habe, was mir wichtiger war. Einen würdigen Vertreter hat der Südwestrundfunk jedoch kurzfristig gefunden, denn Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck übernahm diesen Part bravourös.

Übrigens, wer der wirkliche Major (engl.: Bürgermeister) von Tuttlingen ist, zeigt der nachfolgende Screenshot sehr deutlich! ;)

Rathaus Tuttlingen bei Swarm von Foursquare
Rathaus Tuttlingen bei Swarm von Foursquare

Vorsorge & Selbsthilfe

Dieses kleine Abenteuer war für mich als Betroffener eher unspektakulär. Fällt der Strom jedoch wie in dem angesprochenen Thriller von Marc Elsbergs für längere Zeit aus, dann wird aus so einem netten Abenteuer schnell ein Katastrophenfall. Tritt dieser ein, sollte man vorbereitet sein und wissen was zu tun ist.

Erste Anlaufstelle für die Vorsorge und Selbsthilfe in einem Katastrophenfall ist die Website des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, kurz BBK. Hier findet man Ratgeber, Ansprechpartner und jede Menge weitere Services zum Thema. Zwar kenne ich persönlich niemanden, der die vollständigen Vorsorgemaßnahmen jederzeit erfüllt, aber man sollte diese Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen durchaus einmal aufmerksam gelesen haben. Logischerweise bevor diese Situationen eintreten.


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Kommentare

5 Antworten zu „Das stromlose Weihnachtsabenteuer in Tuttlingen“

  1. Avatar von Eric-Oliver Mächler

    Ein schöner Beitrag und ja die Gans hat schön ausgesehen. Übrigens du bist ein echter Scherzkecks – im Katastrophenfall soll man die Webseite ansteuern :) wie denn ohne Strom? #kicher oder habt ihr #dütsche einen spezialrepeater entwickelt der das internet/webseite via #buschtrommel ansteuern kann?

    1. Avatar von Jay F Kay

      Ach ja, der Herr Mächler wieder. Muss ich da jetzt wirklich darauf antworten? 😱

  2. Avatar von Andreas Stricker

    „Blackout“ hab ich auch gelesen. :-) Ein erschreckenderweise nicht unrealistisches Szenario.

    Der Erich Mächler darf gerne mal zu mir in den Deutsch-Stützkurs am BBZ kommen. Da machen wir gelegentlich auch Textverständnis-Übungen. Vielleicht tun’s aber auch 2-3 Lektionen in „Hochdeutsch als Zweitsprache“ bei Regula. :-)

  3. Avatar von Herr Meier

    Das Buch habe ich auch gelesen und kann es auch jedem empfehlen.
    Der Stromausfall selber war ganz nett, denn so kamen die Meiers zu einem herrlichen „Candlelight Vesper“. Ausserdem ist es eine ausgesprochene Ehre den Mayor direkt in der Nachbarschaft zu haben! ;)

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